Praktischer Leitfaden zur Farbkontraststärke im UI-Design

Veröffentlicht am June 3, 2024

Warum Farbkontrast ein Grundpfeiler guten Designs ist

Farbkontrast beschreibt den Helligkeitsunterschied (Luminanz) zwischen zwei Farben. Im UI-Design geht es meist um den Kontrast zwischen Text und Hintergrund.

Auch wenn es wie eine Kleinigkeit wirkt, ist ausreichender Kontrast einer der wichtigsten Faktoren für Usability und Barrierefreiheit. Guter Kontrast sorgt dafür, dass Ihre Inhalte für wirklich jeden lesbar sind – auch für:

  • Menschen mit Sehbehinderung
  • Farbfehlsichtige (Farbenblinde)
  • Nutzer bei hellem Sonnenlicht oder in dunklen Räumen
  • Personen mit minderwertigen Displays

Kurz gesagt: Wer für guten Kontrast entwirft, entwirft für alle. Er ist ein Grundbaustein von inklusivem Design.

WCAG-Kontraststufen verstehen

Die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) definieren eine exakte, mathematische Methode zur Messung des Kontrasts. Das Verhältnis reicht von 1:1 (Weiß auf Weiß) bis 21:1 (Schwarz auf Weiß).

Die zwei wichtigsten Konformitätsstufen:

AA (Standard)

Der am häufigsten angestrebte und in vielen Ländern gesetzlich vorgeschriebene Mindeststandard.

  • Normaler Text: mindestens 4,5:1
  • Großer Text: mindestens 3:1
    WCAG definiert „groß“ als ≥ 18 pt (≈ 24 px) oder ≥ 14 pt (≈ 18,66 px) in Fettschrift.

AAA (Erweitert)

Strengere Anforderung, empfohlen für textlastige oder behördliche Websites.

  • Normaler Text: mindestens 7:1
  • Großer Text: mindestens 4,5:1

Testen Sie Ihre Farbkombinationen sofort mit unserem kostenlosen Kontrast-Checker.

Schnell-Checks vor dem Messen

Bevor Sie zum Tool greifen, helfen diese einfachen Tests, Probleme früh zu erkennen:

  1. Zukneifen-Test: Gehen Sie auf Distanz und kneifen Sie die Augen zusammen, bis alles verschwimmt. Verschmelzen Text oder UI-Elemente mit dem Hintergrund? → Kontrast wahrscheinlich zu niedrig.
  2. Graustufen-Test: Schalten Sie Ihr Design auf Graustufen um. Können Sie Elemente und Texte immer noch klar unterscheiden? Wenn nicht, verlassen Sie sich zu sehr auf Farbe allein.

Diese Tests sind nützlich, aber subjektiv. Bestätigen Sie das Ergebnis immer mit einem validen Tool.

So beheben Sie zu geringen Kontrast

Ein zu niedriger Kontrast bedeutet nicht, dass Sie Ihre Markenfarben aufgeben müssen. Meist reichen kleine, gezielte Anpassungen.

Beispiel: Hellgrauer Text #888888 auf weißem Hintergrund #FFFFFF → nur 2,9:1 (unter AA für normalen Text).

Mögliche Lösungen:

1. Text dunkler machen (oder Hintergrund heller)

Einfachste und effektivste Methode.
#767676 statt #888888 → Kontrast springt auf 4,54:1 → AA erfüllt. Der Unterschied ist optisch kaum wahrnehmbar, die Lesbarkeit aber deutlich besser.

2. Schrift größer oder fetter machen

Wenn Sie die Farbe unbedingt behalten wollen: Größere oder fette Schrift unterliegt der milderen 3:1-Regel.
#888888 in 18 pt normal oder 14 pt fett kommt dem 3:1-Grenzwert schon sehr nahe – ideal für Überschriften.

3. Nie ausschließlich auf Farbe setzen

Bei Links, Fehlermeldungen usw. niemals Farbe als einzigen Hinweis nutzen.

  • Links: Auch ein kontrastschwacher Blauton braucht eine Unterstreichung (besonders im Fließtext).
  • Fehlermeldungen: Nicht nur rot färben – zusätzlich Icon (Warn-Dreieck) und Fettschrift verwenden.

Die goldene Regel

Im Zweifel: Streben Sie für alle wichtigen Texte mindestens 4,5:1 an.

Diese einfache Regel macht Ihr Design barrierefrei, professionell und für wirklich jeden nutzbar. Machen Sie den Kontrast-Check zu einem festen Bestandteil Ihres Design-Workflows – nicht zu einem nachträglichen Gedanken.

Verwandte Anleitungen